Viele Bildhauer arbeiten heute in ihren Werken die mystische und spirituelle Welt ihrer Gesellschaften auf, doch erscheint die Verwendung religiöser Motive in der bildenden Kunst in Zimbabwe zum erstenmal mit den Steinskulpturen in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Mythologie der Shonavölker ist zwar reich an Sagen und Gleichnissen, die den Einfluß der Geisterwelt auf den Alltag der Lebenden beschreiben, ihre traditionellen Gesellschaften kannten aber weder Masken- oder Skulpturenschnitzerei, noch Geisterbildnisse oder andere mythologische Figuren.
Die Handwerkskunst beschränkte sich auf die Herstellung von verzierten Stühlen, Kopfstützen, Haushaltsgegenständen, Musikinstrumenten und auf die Abbildung von Tiergestalten. Rituelle, aus Holz geschnitzte Tanzmasken findet man beispielsweise in der Kultur der Yao und Chewa aus Malawi. Einige Angehörige der Chewa arbeiteten auch in Tengenenge, darunter Leman Moses, der als erster Künstler Stilelemente traditioneller Tanzmasken seines Volkes verarbeitete und der Thematik der Skulpturen schon früh eine neue Richtung hinzufügte.
Vielleicht wollte Frank McEwen mit dem Begriff von der „Shona Skulptur” nur den Unterschied zur westlichen Kunst ausdrücken und darauf hinweisen, daß die Skulpturen nicht Produkt einer theoretischen, kunstgeschichtlichen Ausbildung sind, sondern unter den Einfluß unbekannter Mythologien, religiöser Erfahrungen und dem Glauben an übernatürliche Mächte entstanden sind. Der Begriff von der „Shona Sculpture” ist rein sachlich nicht richtig. Er opfert das Werk des einzelnen Künstlers im Namen einer ethnischen Gruppe, um einen äußerst zweifelhaften traditionellen Bezug herzustellen. Und er erschwert es dem Einzelkünstler, seine künstlerische Identität zu wahren und sich von der breiten Masse der ständig expandierenden Produktion von „Airport Art” abzugrenzen.
Die Bezeichnung von der „Shona Kunst” hat auch einen ethnologischen Haken. Die Mehrheit, fast drei Viertel der Bevölkerung des heutigen Zimbabwe und damaligen Rhodesien werden als Shona bezeichnet. Dieser Begriff weckt den Eindruck, es handele sich dabei um ein Volk. Tatsächlich setzen sich die Shona aber aus sechs Hauptvölkern, den Kore Kore, Zezuru, Karanga, Manyika, Ndau und Rozvi zusammen. Sie gehören alle zur Sprachgruppe der Bantuvölker, können nach ethnologischen Gesichtspunkten aber nicht als ein Volk bezeichnet werden. Die Bezeichnung Shona wurde im 19. Jahrhundert von den Ndebele, als eine Art geringschätziger Sammelbegriff für alle Nicht-Ndebele Völker geprägt und von den Kolonialmächten übernommen. Die gemeinsame Sprache, heute eine der offiziellen Landessprachen Zimbabwes, wurde als Verkehrssprache in Wort und Schrift von Missionaren erst in den 30er Jahren eingeführt.
Zur letzten Jahrhundertwende siedelte die britische Kolonialregierung eine Vielzahl von Arbeitern in die Landwirtschafts- und Bergbauzentren ihrer Kolonien um. Andere Menschen zwangen Hunger und Armut dazu, ihre angestammten Gebiete zu verlassen und sich anderswo Arbeit zu suchen. So kamen Menschen aus Malawi, Angola, Zambia und Mocambique ins ehemalige Rhodesien. Viele dieser Gastarbeiter heirateten einheimische Frauen und blieben in der Gegend, wodurch bald ein buntes Völkergemisch entstand. Alle diese soziologischen Merkmale sind in der ersten Bildhauergeneration Zimbabwes zu finden und stellen den Begriff der authentischen Stammeskunst erneut in Frage.